VCI Quartalsbericht zur Lage der chemisch-pharmazeutischen Industrie
Deutsche Chemieindustrie unter Druck: Keine Erholung im dritten Quartal 2025
Dienstag, 11. November 2025
| Redaktion
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Erneuter Rückschlag für die deutsche Chemieindustrie
Erneuter Rückschlag für die deutsche Chemieindustrie, Bild: Adobe Stocks / chalermchai k

Die Lage der deutschen Chemieindustrie hat sich im dritten Quartal 2025 laut Verband der Chemischen Industrie (VCI) weiter verschlechtert. Produktion, Preise und Umsätze gingen erneut zurück, die Kapazitätsauslastung blieb deutlich unter der Rentabilitätsschwelle. Vor allem das Exportgeschäft schwächelt, auf außereuropäischen Märkten brachen die Umsätze ein, in Europa stagnierten sie. Gleichzeitig führten hohe Standortkosten und weltweite Überkapazitäten zu einer weiteren Belastung der Wettbewerbsfähigkeit.

Produktion in der Chemieindustrie sinkt, Auslastung auf kritischem Niveau

Im Vergleich zum Vorquartal sank die Produktion der Pharma- und Chemieindustrie um 0,3 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich ein Rückgang von 1,5 Prozent. Besonders betroffen ist die Grundstoffchemie, die einen überdurchschnittlich starken Einbruch verzeichnete. Die Kapazitätsauslastung fiel auf etwa 70 Prozent, weit unter dem für rentables Arbeiten nötigen Niveau von rund 82 Prozent. Einziger Lichtblick bleibt die Pharmaindustrie, die ihr Produktionsniveau zuletzt stabil halten konnte.

Rückläufige Erzeugerpreise und Umsatzentwicklung

Trotz weiterhin hoher Kosten, insbesondere für Energie, sanken die Erzeugerpreise erneut um 0,6 Prozent. Unternehmen konnten ihre gestiegenen Ausgaben nicht an den Markt weitergeben. Besonders stark war der Preisverfall in der Grundstoffchemie. Konsumnahe Segmente und Pharmahersteller hielten ihre Preise hingegen weitgehend konstant. Der Gesamtumsatz der Branche sank im dritten Quartal um 1,5 Prozent auf 52,1 Milliarden Euro im Vergleich zum zweiten Quartal. Im Jahresvergleich ergibt sich ein Minus von 2,3 Prozent. Während der Inlandsumsatz mit Chemikalien weiterhin rückläufig ist, konnte nur die Pharmaindustrie ihren Umsatz leicht steigern.

Schwache Nachfrage im In- und Ausland

Die Chemieindustrie leidet unter einer anhaltenden Inlandsflaute. Die Nachfrage aus der Industrie bleibt verhalten, neue Aufträge sind selten. Der Inlandsumsatz verlor auch im dritten Quartal weiter an Schwung. So sanken die Erlöse um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Mit einem Wert von 19,5 Milliarden Euro wurde das Vorjahr um fast zwei Prozent verfehlt. Auf den Auslandsmärkten zeigt sich ein ähnliches Bild. Hier sank der Auslandsumsatz um 1,8 Prozent auf 32,6 Milliarden Euro, ein Rückgang von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders deutlich fiel der Rückgang außerhalb Europas aus. Dort konnten die deutschen Anbieter ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit nicht behaupten.

Standortfaktoren bremsen die Chemieindustrie

Die Kombination aus hohen Energiepreisen, regulatorischen Belastungen und fehlender Entlastung bei Steuern und Abgaben verschärft die wirtschaftliche Situation der Branche. Die Unternehmen spüren den Druck, immer mehr Produktion ins Ausland zu verlagern. Im Inland droht weiteren Anlagen die Stilllegung.

Ausblick bleibt für die deutsche Chemieindustrie pessimistisch

Eine Erholung der Chemieindustrie zeichnet sich nicht ab. Der VCI rechnet für das Gesamtjahr 2025 mit einem Rückgang der Chemieproduktion um zwei Prozent. Die Pharmaindustrie kann diesen Rückgang nur teilweise ausgleichen. Der Branchenumsatz dürfte um etwa ein Prozent auf rund 221 Milliarden Euro sinken. VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup warnt: „Die Industrie taumelt Richtung Jahresende. Gerade in der Chemie hakt es an allen Ecken. Produktion, Umsatz, Preise, Auslastung, Alles steht im Minus.“ Ohne entschlossene politische Reformen droht der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie eine strukturelle Schwächung des Standorts.

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