
Im April hat sich das Geschäftsklima in der chemisch-pharmazeutischen Industrie abgekühlt. Während die aktuelle Lage etwas besser als in den Vormonaten eingeschätzt wird, haben sich die Geschäftserwartungen zuletzt deutlich eingetrübt. Für die kommenden Monate rechnet die Branche mehrheitlich mit einer weiteren Verschlechterung der Geschäftslage. Hauptursache für den befürchteten Rückschlag dürfte die aggressive und unberechenbare US-Zollpolitik von Donald Trump sein. Damit droht der deutschen Industrie konjunktureller Gegenwind, bevor die Konjunkturimpulse der neuen Bundesregierung allmählich greifen.
Pharma- und Chemieexporte in die Vereinigten Staaten
Bereits vor dem „ Liberation Day“ stotterte der Exportmotor der Pharma- und Chemiebranche. Aufgrund der gesunkenen preislichen Wettbewerbsfähigkeit fiel es den Unternehmen zunehmend schwerer, von der steigenden Auslandsnachfrage zu profitieren. In der Folge gingen die Chemie- und Pharmaumsätze im bisherigen Jahresverlauf in allen wichtigen Exportmärkten zurück oder stagnierten. Zudem dürften die aktuellen Zollturbulenzen das Exportgeschäft weiter belasten. Die direkten Auswirkungen halten sich derzeit noch in Grenzen: Die Pharmaindustrie ist bislang von den US-Gegenzöllen verschont geblieben. Das ist wichtig, denn knapp ein Viertel der deutschen Pharmaexporte geht in die USA. In der Chemieindustrie ist der Anteil der US-Exporte mit sieben Prozent deutlich geringer. Zudem hat die deutsche Chemiebranche bereits massiv in den Vereinigten Staaten investiert. Den rund zehn Milliarden Euro Chemieexporten in die USA stehen rund 65 Milliarden Euro Produktion deutscher Chemieunternehmen in den USA gegenüber.
Kommentar von Wolfgang Große Entrup zur aktuellen Situation
VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup kommentiert die Entwicklung: „Heute ist Donald Trump seit 100 Tagen im Amt. Er hat die Weltwirtschaft mit seiner Zollpolitik ins Chaos gestürzt. Jetzt muss die neue Bundesregierung zeigen, wie man es besser macht. Wie in 100 Tagen die Wirtschaftswende am Standort Deutschland und der industriepolitische Neustart in Europa gelingt. Merz und Co. sind sofort gefordert. Berlin muss die politische Einigung Europas beherzt vorantreiben und eine Führungsrolle in Brüssel übernehmen. Genau das wird sich für Deutschland und Europa bezahlt machen.“