Deutscher Maschinen- und Anlagenbau unter Druck: Branchenkrise dämpft Erwartungen
Maschinenbau leidet unter Schwäche in Auto-, Bau- und Chemieindustrie
Dienstag, 14. Oktober 2025
| Redaktion
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VDMA-Chefvolkswirt Dr. Johannes Gernandt
VDMA-Chefvolkswirt Dr. Johannes Gernandt, Bild: VDMA

Die konjunkturelle Lage im deutschen Maschinenbau bleibt angespannt. Wie die aktuelle Umfrage des VDMA zeigt, trübt sich sowohl die Bewertung der aktuellen Situation als auch der Ausblick weiter ein. Lediglich 23 Prozent der befragten Unternehmen sprechen von einer guten oder sehr guten Geschäftslage, während ein Drittel diese als schlecht oder sehr schlecht bewertet. Auch die Erwartungen für die kommenden Monate sind verhalten.

Maschinenbau kämpft mit schwacher Nachfrage

Für das laufende Jahr rechnen 35 Prozent der Unternehmen mit rückläufigem Umsatz. Nur 38 Prozent erwarten ein Wachstum. Erst 2026 zeichnet sich laut Umfrage bei über der Hälfte der Firmen wieder eine positive Umsatzentwicklung ab. Ein wesentlicher Belastungsfaktor ist die anhaltende Schwäche in den Hauptkundenbranchen wie der Automobil-, Bau- und Chemieindustrie.

Belastungen durch Kundenbranchen

Die Automobilindustrie bleibt weiterhin ein Sorgenkind: Mehr als 75 Prozent der Unternehmen melden hier seit einem Jahr eine negative Lageeinschätzung. Auch in der Bauindustrie ist die Lage angespannt: 67 Prozent der Maschinenbaufirmen sehen die Situation dort negativ. Ähnlich durchwachsen ist die Bewertung in der Chemie- sowie in der Elektro- und Elektronikindustrie.

„Das Umfeld, in dem die Maschinen- und Anlagenbauer navigieren müssen, bleibt enorm herausfordernd. Neben dem Zollkonflikt mit den USA und dem stärker werdenden Wettbewerber China schlägt die anhaltende Schwäche in zentralen Kundenbranchen zunehmend auf den Maschinen- und Anlagenbau durch. Seit einem Jahr melden etwa mehr als 75 Prozent der befragten Unternehmen eine schlechte oder sogar sehr schlechte Lage mit Blick auf die Automobilindustrie. So ist es wenig verwunderlich, dass automobilnahe Fachzweige wie die Werkzeugmaschinen, Robotik + Automation oder die Präzisionswerkzeuge eine besonders schlechte Lageeinschätzung abgegeben haben und die Aussichten dort verhalten sind“, kommentiert VDMA-Chefvolkswirt Dr. Johannes Gernandt die Ergebnisse.

Einzelne Branchen geben positive Impulse

Leicht positive Signale kommen aus der Verteidigungsindustrie, dem Schiffbau, der Luft- und Raumfahrt sowie der Medizintechnik. In diesen Bereichen melden zahlreiche Unternehmen eine gute oder sehr gute Lage. Diese Entwicklung kann die generelle Schwäche im Maschinenbau jedoch nur teilweise kompensieren.

Beschäftigung: Tendenz zum Personalabbau im Maschinenbau

Auch beim Thema Beschäftigung zeigt sich ein rückläufiger Trend. 26 Prozent der Unternehmen planen einen Personalabbau, während lediglich 19 Prozent zusätzliche Stellen schaffen wollen. Aufgrund des anhaltenden Fachkräftemangels dürfte die Nachbesetzung freiwerdender Stellen ebenfalls eingeschränkt erfolgen. Zeitarbeitsverhältnisse stehen besonders im Fokus geplanter Reduzierungen.

VDMA fordert bessere Rahmenbedingungen

Der VDMA sieht die Ursachen für die angespannte Lage auch in strukturellen Standortnachteilen. Neben internationalen Handelskonflikten und Wettbewerbsdruck aus Asien kritisiert der Verband insbesondere die hohe Kostenbelastung am Standort Deutschland. Chefvolkswirt Dr. Johannes Gernandt fordert entschlossenes politisches Handeln: „Die Unternehmen brauchen verlässliche Rahmenbedingungen für mehr Planungssicherheit und verbesserte Standortbedingungen - und das so schnell wie möglich.“

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