
Jumo feiert 2023 sein 75-jähriges Bestehen, mit besonderen Veranstaltungen für Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner. „Die große Jumo-Familie feiert und hat allen Grund dazu. Das Jubiläum bot bislang vielfältige Möglichkeiten für Begegnungen, Erinnerungen, Austausch und Kennenlernen. Ich freue mich auf die weiteren Veranstaltungen in diesem Jahr“, zieht Jumo-Gesellschafter Bernhard Juchheim ein erstes Fazit nach einem halben Jahr. „Die Wachstumsperspektiven für Jumo sind in Deutschland und international sehr gut. Um die Auftragslage bewältigen zu können, expandieren wir vor den Toren Fuldas im Technologiepark Fulda-West“, sagt Geschäftsführer Dimitrios Charisiadis.
Das neue Werk ist das größte Infrastrukturvorhaben in der Jumo-Historie. Nach dem jetzigen Planungsstand liegt das Investitionsvolumen bei rund 48 Millionen Euro. Die Baufertigstellung ist für Dezember 2024 geplant, der Hochlauf im ersten Quartal 2025. Das Unternehmen hatte Ende 2013 das rund 100.000 Quadratmeter große Grundstück erworben. Anfang 2023 begannen die ersten Vermessungs- und Aushubarbeiten. Das Bauvorhaben soll Arbeitsplätze in der Region und die langfristige Zukunftsfähigkeit der Unternehmensgruppe sichern. „In der neuen Fertigungsstätte werden neben der Temperatursensorproduktion auch der komplette Produktionsbereich für Druckmesstechnik und die dazugehörige Logistik untergebracht werden“, erklärt Geschäftsführer Dr. Steffen Hoßfeld.
Mittlerweile hat sich der frühere Glasthermometer-Hersteller zum global agierenden Player weiterentwickelt. Kunden profitieren beispielsweise vom technischen Know-how und können ihre Daten aus dem Sensor direkt in die Cloud überspielen. „Der Kunde und seine konkreten Anforderungen bleiben auch in Zukunft die entscheidenden Stellgrößen für unser Wachstum. Wir werden in den nächsten Jahren unsere Palette an maßgeschneiderten Kundenlösungen deutlich erweitern“, betont Charisiadis.
So will das Unternehmen einerseits mit dem Markt wachsen, darüber hinaus in einzelnen Branchen und Ländern überdurchschnittlich zulegen. „In Indien läuft es sehr gut für uns, ob Versorgung mit sauberem Trinkwasser oder effiziente, nachhaltige Jumo-Produkte in Maschinen und Anlagen. Das Land bietet auf Jahre sehr gute Perspektiven. Auch dort setzen wir mit der indischen Jumo-Geschäftsführung konkrete Kundenprojekte als Partner um“, ergänzt Hoßfeld. Im Geschäftsjahr 2022 stiegt der Umsatz von 281 auf 307 Millionen Euro.
Jumo nimmt von Beginn an Kunden in Fokus
Moritz Kurt Juchheim gründet 1948 in Fulda unter dem Namen M. K. Juchheim die heutige Jumo GmbH & Co. KG und beginnt mit sechs Mitarbeitern auf einer Produktionsfläche von 350 Quadratmeter mit der Herstellung von Glas- und Glaskontaktthermometern. Er setzt von Anfang an auf qualitativ besonders hochwertige Instrumente und einen bestmöglichen Kundenservice. Der Name Jumo leitet sich aus den Initialen des Firmengründers ab.
Noch vor der Gründung zweier deutschen Staaten entsteht die Thermometerfabrik M. K. Juchheim in Fulda und stellt bereits auf der Hannover Messe 1949 aus. In den Wirtschaftswunderjahren floriert auch das Fuldaer Unternehmen. Es wächst bis 1952 von sechs auf 100 Mitarbeiter an und bis 1970 verzehnfacht sich diese Zahl sogar. Auch die Produktionsfläche ist von 350 auf 12.000 Quadratmeter angewachsen.
1966 startet die Fertigung von Platin-Glas-Sensoren, auch Mess- und Regelgeräte auf elektronischer Basis kommen ins Programm. 1971 wird die erste Tochtergesellschaft in Belgien gegründet, mit der die Internationalisierung beginnt. Es geht auch technisch voran: 1978 setzt Jumo als erstes Unternehmen Prozessoren in der Regeltechnik ein.
Neue Entwicklungen bis hin zum Roboter
Während Erno Rubiks „Zauberwürfel“ zum Kult wird, entwickelt Jumo seinen Dienstleistungsbereich weiter und bietet diese für Metallverarbeitung und elektronische Baugruppen erstmals auch für externe Kunden an. Auch der Bereich Flüssigkeitsanalyse wird erweitert. Nach dem Tod 1985 von Peter Juchheim, ältester Sohn von Firmengründer Moritz und neben ihm Geschäftsführer, übernimmt sein jüngerer Bruder Dipl.-Ing. Bernhard Juchheim tritt an seine Stelle und wird Geschäftsführer. Im Jahr des Mauerfalls 1989 gelingt auch Jumo ein Durchbruch: Erstmalig werden Roboter in der Temperaturfühlung eingesetzt.Die Bundesregierung zieht von Bonn in die alte und zugleich neue Hauptstadt Berlin und die Entwicklungsabteilung von Jumo in einen Neubau um. Diese bringt im Laufe der Jahre High-Tech-Geräte, Prozessregelsysteme, Smart-Transmitter, Bus-Technologie und modernste Visualisierungssoftware hervor. So kommt 1997 das Automatisierungssystem Mtron auf den Markt.
Das neue Millenium beginnt nicht mit einem Crash, sondern für Jumo mit einem Rekord: Das Unternehmen erzielt erstmals einen Umsatz über 100 Millionen Euro. 2002 wird das neue Vertriebs- und Fertigungsgebäudes der Produktlinie Temperatursensortechnik mit einer Gesamtfläche von 4680 Quadratmeter im Industriegebiet Eisweiher eingeweiht. 2003 wird der Markenname Jumo zum Firmennamen und Dipl.-Kfm. Michael Juchheim Geschäftsführer an der Seite seines Vaters Bernhard. Der Hersteller wächst auf den asiatischen und osteuropäischen Märkten und kann mit kompletten Automatisierungssystemen neue Zielgruppen erschließen.
Kunststoff, ausgezeichnetes Wachstum und neue Strukturen
Das Unternehmen wächst konstant und beschäftigt nun mehr über 2.500 Mitarbeiter weltweit. Die Zertifizierung des DKD-Labors durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) eröffnet das Angebot neuer Dienstleistungen. Das neue Wareneingangs-Logistikzentrum wird 2012 eröffnet. 2016 tätigt Jumo seinen bisher einzigen Zukauf und übernimmt PGT Thermprozesstechnik. Das Unternehmen ist auf die Produktion von Kunststoff-Temperaturfühlern spezialisiert und ein langjähriger Systempartner. 2020 wird Dimitrios Charisiadis als dritter Geschäftsführer bestellt. Er ist als CEO für die Bereiche Vertrieb, Entwicklung und Produktion zuständig. Bernhard Juchheim verantwortet den Bereich Personal, Michael Juchheim die Bereiche IT und Finanzen.
Ab 2022 fokussieren sich Bernhard und Michael Juchheim auf ihre Gesellschafterrolle im Familienunternehmen und ziehen sich aus der operativen Geschäftsführung zurück. Zusätzlich zu Dimitrios Charisiadis wird Dr. Steffen Hoßfeld zum neuen Geschäftsführer als COO ernannt, zuständig für Personal, IT und Finanzen.
Fachkräftegewinnung und Nachhaltigkeit weitere Schwerpunktthemen
Heute, 75 Jahre später, sind neben einer gut gefüllten Order-Pipeline sowie dem damit zusammenhängenden Werksneubau in Rodges die Fachkräftegewinnung und Nachhaltigkeit zwei weitere Schwerpunkthemen, die die Jumo-Geschäftsführer zusammen mit der Familie Juchheim vorantreiben. Immer den Blick auf die Zukunft und die langfristige Unabhängigkeit als Familienunternehmen gerichtet. „Das wertschätzende, partnerschaftliche Miteinander bei Jumo ist in der Region Fulda bekannt. Jumo ist eine Top-Arbeitgebermarke mit Strahlkraft. Unser Recruitung hier im Landkreis und der Stadt Fulda war jahrelang ein Selbstläufer“, sagt Dr. Steffen Hoßfeld. Doch die Zeiten haben sich geändert, und auch Jumo spürt den Fachkräftemangel und die nachrückenden, geburtenschwachen Jahrgänge. „Hier steuern wir mit gezielten HR-Kampagnen und Marketingaktivitäten gegen“, so Hoßfeld. „Die Personalgewinnung wird auch die nächsten Jahre herausfordernd bleiben. Wir brauchen gute Leute, um wichtige Technologie-Projekte zu realisieren und den Umsatz zu pushen.“
Kein Unternehmen kann es sich in der gegenwärtigen Situation leisten, Energie zu verschwenden und gleichzeitig Raubbau am Planeten Erde zu betreiben. Jumo hat in den letzten Monaten mehrere Produktneuheiten vorgestellt, die die Welt ein wenig besser machen. Unter dem Namen JSP (Jumo Safety Performance) bündelt Jumo die Kompetenzen des Unternehmens in den Bereichen SIL (Safety Integrity Level) und PL (Performance Level).
Nun wurde das JSP-Portfolio um eine weitere wichtige Messgröße erweitert, mit der die sichere Detektion und Messung von prozesskritischen Grenzständen und Füllständen von Flüssigkeiten ermöglicht wird. Dabei handelt es sich um eine Systemlösung, die auf den Produkten der Jumo Nesos-Serie basiert und in verschiedenen Ausbaustufen lieferbar ist. Die JSP-Komplettlösung im Bereich „Füllstand“ kann darüber hinaus vom Sensor bis zum Aktor Leitungsfehler wie Kurzschluss und Kabelbruch, sicher detektieren. Auch in Kombination mit Anwendungen im explosionsgeschützten Bereich sind Lösungen realisierbar. So sind beispielsweise Anwendungen im Bereich von Flüssiggas und Wasserstoff, in Dampfkesseln, Bioreaktoren oder Lösungsmittelreinigungsanlagen möglich.
Eine präzise Feucht- und Temperaturüberwachung ist die Grundvoraussetzung zur genauen Steuerung der Raum- und Prozessluft. So können Anwender aus dem HKL-Bereich (Heizung, Klima, Lüftung) Kosten senken und den Instandhaltungsaufwand minimieren. Geräte der Jumo Hydotrans-Serie sind zuverlässige Feuchte- und Temperaturmessumformer mit einem optionalen C02-Modul. Durch die verschiedenen Ausführungen mit Schutzarten zwischen IP20 und IP65 ist das Gerät für vielfältige Einsatzgebiete in der Gebäudeautomation geeignet. „Mit all diesen Jumo-Lösungen können Unternehmen den eigenen C02-Fußabdruck reduzieren“, sagt Charisiadis. „Ich blicke zufrieden auf mein Lebenswerk zurück, gleichzeitig sehr optimistisch in die Zukunft. Die nächsten 75 Jahren können kommen“, freut sich Bernhard Juchheim.
Rauschende Mitarbeiterfest
Im Juni hat Jumo die Belegschaft ins „Esperanto“ in Fulda eingeladen, um das 75-jährige Unternehmensbestehen als besonderen Meilenstein zu feiern. Das Fest unterstrich einmal mehr die tiefe Verbundenheit des Fuldaer Traditionsunternehmens zu seinen Mitarbeitern. Das „Wir-Gefühl“ war über alle Abteilungen und Produktionsbereiche sowie ausländischen Standorte hinweg zu spüren, eine große Familie, die gemeinsam die 75-jährige Geschichte erfolgreich weiterschreibt. „Jeder Einzelne von Euch leistet einen wertvollen Beitrag zum Erfolg von Jumo. Eure Leidenschaft, Euer Engagement und Eure Professionalität sind die Garanten unserer zukünftigen Unternehmenskapitel“, sagte Geschäftsführer Dimitrios Charisiadis. „Man fühlt hier oben auf der Bühne den Jumo-Spirit, der uns all die Jahrzehnte positiv vorangetrieben hat“, betonte Geschäftsführer Dr. Steffen Hoßfeld.
Die Marke Jumo stand an dem Abend im Vordergrund. Zahlreiche Exponate von der Brauanlage bis hin zum Wasserbrunnen waren getreu der Unternehmensvision „Jumo macht‘s“ und dem Jubiläumsmotto „Menschen und Technik in Bewegung“ zu bestaunen. Die Jumo-Familie setzte sich nach dem offiziellen Teil Richtung Tanzfläche in Bewegung und feierte bis in die frühen Morgenstunden. Die Jumo-Band heizte mit ihrem eigens komponierten Ohrwurm „Jumo macht‘s“ allen Gästen mächtig ein. Einen Monat zuvor fand eine rauschende Gala in Fulda mit vielen langjährigen Partnern und Kunden statt.