Die deutsche Chemieindustrie befindet sich im Oktober 2025 weiter in schwieriger Lage. Sowohl im Inland als auch auf den Auslandsmärkten bleibt die Auftragslage angespannt. Zwischen Januar und August verzeichnete die Branche im Inlandsgeschäft einen Umsatzrückgang von 2,9 Prozent. Dies ist ein weiteres Indiz für die schwache Industriekonjunktur in Deutschland.
Exporte der Chemieindustrie schwächeln in allen Regionen
Auch international bleibt die Lage angespannt. Die Auftragseingänge aus dem Ausland entwickelten sich zuletzt ähnlich schwach wie im Inland. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die weltweiten Verkäufe der Chemieindustrie um 3,3 Prozent zurück. Besonders deutlich war der Rückgang in Nordamerika, wo neue US-Zölle den Marktzugang zusätzlich erschwerten. Aber auch auf den europäischen Absatzmärkten fielen die Umsätze geringer aus. Trotz einer vielerorts besseren wirtschaftlichen Entwicklung ist es deutschen Chemieunternehmen zunehmend schwer, im Ausland zu wachsen, vor allem aufgrund der hohen Produktionskosten im Inland.
Geschäftserwartungen trüben sich weiter ein
Von einer Erholung ist derzeit wenig zu spüren. Die Einschätzungen zur künftigen Geschäftslage und zum Exportumfeld haben sich im Branchenvergleich zuletzt weiter verschlechtert. Die Hoffnung auf eine wirtschaftliche Trendwende sowie auf politische Maßnahmen zur Stärkung des Standorts sinkt zunehmend.
Pharma zeigt sich robuster im Auslandsgeschäft
Im Gegensatz zur Chemieindustrie verzeichnet die Pharmabranche stabile bis positive Entwicklungen. Im bisherigen Jahresverlauf legten die Umsätze im In- und Ausland zu. Auch die Exporterwartungen der Pharmaunternehmen bleiben verhalten optimistisch, im Unterschied zu vielen chemischen Produzenten, deren Erwartungen zuletzt weiter zurückgingen.
VCI fordert Reformen und kurzfristige Entlastungen
Für den Verband der Chemischen Industrie ist die Lage ernst. VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup mahnt konkrete politische Maßnahmen an: „Die deutsche Industrie rast weiter auf den Abgrund zu und die Politik duckt sich weg. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, könnte es bald zappenduster in der Chemie aussehen. Viel zu hohe Energiekosten, lähmende Bürokratie und neue Handelsbarrieren schnüren unserer Exportnation die Luft ab. Andere Nationen starten durch, Deutschland hockt auf der Ersatzbank. Wir brauchen tiefgreifende Entlastungen, kurzfristig über eine Strompreiskompensation und den Industriestrompreis. Europa muss zudem endlich aufwachen: Die Lage erfordert ein sofortiges Regulations-Moratorium und eine Reform des Emissionshandels, damit unsere Unternehmen die klimaneutrale Transformation stemmen können.“