
Deutschland hat in den letzten Jahren kontinuierlich an internationaler Wettbewerbsfähigkeit verloren. Dies spiegelt sich auch in der aktuellen VDMA-Konjunkturumfrage wider: Jedes dritte Unternehmen im Maschinenbau beurteilt seine aktuelle Lage als schlecht oder sehr schlecht. Das ist das zentrale Ergebnis der Umfrage, an der sich im Januar 1.021 VDMA-Mitgliedsunternehmen beteiligt haben. Mit 22 Prozent beurteilt immerhin jedes fünfte Unternehmen seine Lage als gut oder sehr gut. Ebenfalls etwa jedes fünfte befragte Maschinenbauunternehmen erwartet, dass sich die Lage in den nächsten sechs Monaten verbessern wird. Allerdings ist die Zahl der Skeptiker nach wie vor hoch: Mit 63 Prozent der Nennungen erwarten fast zwei Drittel der Unternehmen eine gleichbleibende Situation.
Deutscher Maschinenbau fordert wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen
„Im Vergleich zum letzten Erhebungszeitpunkt vor drei Monaten hat sich die Stimmung in den Unternehmen kaum verändert. Unter dem Strich bewerten immer weniger Unternehmen die Lage als gut oder sehr gut. Der Standort Deutschland steht enorm unter Druck und überdies wird anderen Absatzregionen mehr Wachstum und damit Nachfrage nach Maschinenbauerzeugnissen zugetraut“, sagt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers. Der VDMA fordert daher von der künftigen Bundesregierung schnelle und deutliche Reformen, um die Unternehmen zu entlasten. „Wir brauchen Anreize für Investitionen und niedrigere Kosten am Standort Deutschland. Konkret fordern wir einen international wettbewerbsfähigen Unternehmenssteuersatz von maximal 25 Prozent und einen ganz deutlichen Abbau von Bürokratie und Regulierung. Auch der Arbeitsmarkt muss spürbar flexibilisiert werden und marktwirtschaftlichen Leitprinzipien folgen. Es braucht ein echtes Upgrade unseres Standorts”, fordert der VDMA-Chefvolkswirt.
Geschäftsaussichten verbessern sich geringfügig
Lediglich bei den Geschäftsaussichten gibt es laut Umfrage erste, wenn auch kleine Lichtblicke. Der Anteil der Unternehmen, die in den nächsten sechs Monaten mit einer weiteren Verschlechterung rechnen, ist auf 15 Prozent gesunken. Im Oktober waren es noch 22 Prozent. Auch die Geschäftsentwicklung in wichtigen Märkten, darunter die USA, sehen die Umfrageteilnehmer mit Ausnahme des Inlandsmarktes etwas positiver.
Auftragslage im Maschinenbau weiterhin angespannt
Die nominalen Umsatzerwartungen der Unternehmen bestätigen dies. Nahezu jedes zweite Unternehmen rechnet für das laufende Jahr mit einem nominalen Umsatzanstieg, die meisten im Bereich von höchstens fünf Prozent. Weitere 33 Prozent rechnen mit stagnierenden Umsätzen. „Die angespannte Auftragslage bleibt für viele Unternehmen das Kernproblem: 34 Prozent der Unternehmen stufen die eigene Auftragssituation mit Blick auf die nächsten sechs Monate als großes oder sehr großes Risiko ein“, sagt Wiechers. Auch in der Investitionstätigkeit der Unternehmen spiegelt sich die Unsicherheit wider. Jedes zweite Unternehmen will seine nominalen Investitionen im laufenden Jahr erhöhen, rund ein Drittel rechnet jedoch mit einer Stagnation. „In einem von hoher Unsicherheit geprägten Geschäftsumfeld agieren viele Unternehmen weiterhin zurückhaltend und halten sich mit Investitionen zurück. Das sinkende Zinsniveau dürfte im Jahresverlauf jedoch generell und damit auch im Maschinenbau für positive Impulse bei der Investitionstätigkeit sorgen. Es fragt sich nur: wo?”, sagt Wiechers.
Absatzregionen: Lichtblicke in Nordamerika, Deutschland, China und EU bleiben eher schwach
Besonders positiv ist die Lage in Nordamerika. Dort schätzen rund 42 Prozent der Unternehmen ihre aktuellen Absatzchancen trotz oder gerade wegen der jüngsten politischen Entwicklungen als gut oder sogar sehr gut ein. Im Oktober 2024 waren dies nur 34 Prozent. Gerade einmal 19 Prozent bewerten sie als schlecht oder sehr schlecht. Auch bei den Aussichten für die kommenden sechs Monate sticht Nordamerika überwiegend positiv hervor: Rund 37 Prozent erwarten eine Verbesserung der Absatzchancen. Zwölf Prozent gehen von einer Verschlechterung in diesem Zeitraum aus. Deutlich skeptischer wird die Lage in Deutschland eingeschätzt. Mit 54 Prozent schätzt mehr als die Hälfte der Unternehmen ihre Absatzchancen als schlecht oder sehr schlecht ein. Lediglich 13 Prozent erwarten eine Verbesserung in den nächsten sechs Monaten. Für die übrige EU (ohne Deutschland) wird die Entwicklung etwas besser eingeschätzt. 57 Prozent beurteilen die aktuellen Absatzchancen als befriedigend, 29 Prozent als schlecht oder sehr schlecht. Zurückhaltender sind die Einschätzungen auch für China. Die aktuellen Absatzchancen in China werden von 42 Prozent der Unternehmen als schlecht oder sehr schlecht und nur von 19 Prozent als gut oder sehr gut eingeschätzt. 58 Prozent erwarten eine gleichbleibende und 27 Prozent eine verbesserte Situation in den nächsten sechs Monaten.
Leichter Personalabbau im Maschinenbau wahrscheinlich
Die anhaltend schwierige wirtschaftliche Lage und die trüben Aussichten führen dazu, dass sich rund ein Viertel der Unternehmen gezwungen sieht, personalpolitische Maßnahmen zu ergreifen und in den nächsten sechs Monaten Personal abzubauen. Nur 15 Prozent der Befragten wollen ihre Stammbelegschaft aufstocken. Mit rund 60 Prozent rechnet die Mehrheit der Unternehmen jedoch mit einer stabilen Stammbelegschaft. „Die Unternehmen kennen die demografische Situation und spüren den Fachkräftemangel. Sie werden versuchen, Entlassungen so weit als möglich zu vermeiden. Dies erfolgt durch Abbau von Arbeitszeitkonten und Verzicht auf Zeitarbeiter. Ebenso werden ausscheidende Mitarbeitende nicht ersetzt sowie Kurzarbeit genutzt. Dennoch wird ein moderater Abbau der Stammbelegschaft in den nächsten Monaten unter dem Strich voraussichtlich nicht zu verhindern sein“, sagt Florian Scholl, Projektleiter der VDMA-Konjunkturerhebung und in der Volkswirtschaft und Statistik zuständig für die Arbeitsmarktstatistik.